Viele pandemiebedingte Therapien von Kindern und Jugendlichen
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hatte 2021 viele Therapien und Beratungen aufgrund der Pandemie zu leisten. Gleichzeitig hat sie neue Angebote entwickelt und bestehende erweitert.
In ihrem zweiten Jahr hat die Pandemie besonders Kindern und Jugendlichen psychisch zugesetzt. Das hat in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) der PBL zu einem teils starken Andrang in den Ambulatorien geführt. Kriseninterventionen konnten aber jederzeit geleistet, Notfälle aufgenommen werden.
- Verhaltens- und emotionale Störungen mit Kindheits- und Jugendbeginn1403
- Entwicklungsstörungen309
- Diverse Störungen13
- Abklärungen ohne psychiatrische Diagnose239
- Unbekannt399
- Organische psychische Störungen53
- Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen23
- Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen 12
- Affektive Störungen498
- Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen537
- Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen174
- Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen51
Kinder- und Jugendpsychiatrie
(Anzahl Patientenfälle)
Neue Krisenstation
Sehr gut bewährt hat sich die neue Abteilung für Essstörungen und Krisenintervention (AEK) für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, die im Neubau der KJP in Liestal in Betrieb genommen wurde und auch eine Klinikschule umfasst. Die AEK kam angesichts von Corona gerade zur rechten Zeit: Viele der jungen Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheitsbildern benötigten eine 1:1-Betreuung. Auch die Akutstation für Jugendliche bis 18 Jahre im Klinikgebäude Haus B in Liestal wurde durch eine Häufung klinisch herausfordernder Situationen stark beansprucht.
Personelle Verstärkung
Die hohe Nachfrage nach den Angeboten der KJP – auch von ausserhalb des Kantons – führte bei den Mitarbeitenden zu starken Belastungen; gerade auch in den Ambulatorien. Verschärft wurde die Situation zeitweise durch den Ausfall von Fachpersonen aufgrund von Krankheit oder Quarantäne. Die Geschäftsleitung sorgte für Entlastung, indem sie befristete therapeutische Stellen für die Stationen und Ambulatorien schuf. Auch am Standort Laufen verstärkte sie das Team. Gleichzeitig beantragte die Geschäftsleitung finanzielle Unterstützung beim Kanton zur Abgeltung von nicht gedeckten Kosten für zusätzliche Stellen in der ambulanten Versorgung. Die Regierung entsprach diesem Anliegen im Sinne der PBL und bewilligte 600'000 CHF. Damit können bis Ende 2022 zusätzliche Psychologinnen und Psychologen der KJP finanziert werden, vor allem am Standort Liestal.
Transgendersprechstunde
Gut eingelebt haben sich die Mitarbeitenden nicht nur im Neubau der KJP in Liestal. Auch im neuen Zentrum für psychische Gesundheit Binningen blickt die KJP nach dem Umzug vom Bruderholz auf ein erfolgreiches erstes Betriebsjahr zurück. Stark gewachsen ist in Binningen die Transgendersprechstunde. Junge Menschen, die sich einem anderen oder keinem Geschlecht zugehörig fühlen, suchen heute vermehrt Unterstützung, um damit verbundene psychische Probleme anzugehen.
Die Anzahl der Hilfesuchenden in der Transgendersprechstunde hat sich 2021 mehr als verdoppelt. Zunehmend treffen Anfragen von Lehrpersonen, Schulen, Heimen, Eltern, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie von anderen Fachpersonen ein. KJP und Erwachsenenpsychiatrie arbeiten in einer Intervisionsgruppe eng zusammen und bringen die Perspektive von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein, um eine gemeinsame Haltung festzulegen und Behandlungsrichtlinien auszuarbeiten.
Neue Kooperationen
Die bewährte langjährige interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Kinderspital beider Basel wurde 2021 weiter ausgebaut. Die KJP sieht alle neu diagnostizierten Diabetespatientinnen und -patienten konsiliarisch und bietet ihnen nach drei Monaten eine Nachkontrolle an. Mit den Postgradualen Studiengängen in Psychotherapie der Universität Basel wurde eine neue Kooperation vereinbart. Die Zusammenarbeit ermöglicht Lehrveranstaltungen (Workshops, Supervisionen) auch in Räumen der Psychiatrie Baselland.
KJPmobil für eine aufsuchende Behandlung
Der zunehmende Wunsch von Familien nach aufsuchender Behandlung bei den Patientinnen und Patienten zuhause ist auch in der KJP festzustellen. Sie hat deshalb im Januar 2020 das Pilotprojket «KJPmobil» gestartet. Es stellte sich heraus, dass die Nachfrage nach diesen Leistungen höher als erwartet war, weshalb die aufsuchende Behandlung 2021 als reguläres Angebot etabliert wurde.